Wiese ist nicht gleich Wiese
Unsere Böden sind mit dem wichtigsten Pflanzennährstoff Stickstoff, mehr als gesättigt.
Der Eintrag erfolgt durch die intensive und industrialisierte Landwirtschaft, aber auch durch die vielen Stickoxide die wir Menschen in die Luft blasen. Denn diese werden mit den Regen als
Stickstoff aus der Luft ausgewaschen und landen als zusätzlichen „Cocktail“ in unseren Böden. Das hat zur Folge, dass es kaum noch nährstoffarme Standorte gibt und die Pflanzen, die sie sich auf
diese nährstoffarmen Standorte spezialisiert haben, vom Aussterben bedroht sind. Das wiederum setzt einen Kreislauf in Gang, was eine radikale Reduktion der Biodiversität zur Folge hat. Denn umso
nährstoffreicher ein Boden ist, umso weniger Pflanzenarten siedeln sich dort an. Und damit einhergehend, reduziert sich auch das Insektenreichtum. Das ist mit ein Grund für das momentane rasante
Artensterben.
Um das Nahrungsangebot für unsere heimischen Insekten schnell und nachhaltig zu verbessern, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich Ihnen nachfolgend gerne erläutern möchte.
Wir unterscheiden folgende Begrifflichkeiten;
Blühstreifen, Wildblumemwiese und Säume.
Die Blühstreifen
Diese findet man i.d.R. an den Rändern der landwirtschaftlichen Äcker oder auf kommunalen Grünflächen. Bei diesen Blühstreifen handelt es sich um ein Förderprogramm der EU. Ein Landwirt, der
sich für so einen Blühstreifen entscheidet, bekommt entsprechende Ausgleichszahlung für den „Verlust“ der Fläche, auf die er dann keine Nutzpflanzen anbauen kann.
Diese Blühstreifenmischungen bestehen i.d.R. aus einjährigen Blühpflanzen. Einjährig bedeutet, diese Pflanzen wachsen und blühen innerhalb einer Vegetationsperiode und sterben anschließend ab.
Zuvor setzen – zumindest einige von Ihnen- Samen an und dieser könnte dann in der nachfolgenden Vegetationsperiode wieder keimen, wachsen und blühen.
Sofern der Boden nicht vorher bearbeitet wird. Denn auf dem Äckern werden diese Blühstreifen nach dem Abernten der benachbarten Nutzpflanzen gleich mit untergepflügt. Auf den
kommunalen Grünflächen wird diese Praxis leider auch oft so praktiziert. Und weil diese Blühstreifen jedes Jahr auf´s neue etabliert und nach dem Abblühen wieder gefräst bzw. gepflügt werden,
kann sich hier keine Ökologie aufbauen.
Ein weiterer Nachteil dieser fürs menschliche Empfinden gemischten schönen bunten Mischungen, ist deren sehr geringer Anteil an heimischen Wildstauden. Unter unseren heimischen
Insekten gibt es sogenannte Generalisten und Spezialisten. Während die Gruppe der Generalisten nicht sehr wählerisch sind bei der Auswahl Ihrer Futterpflanzen, so sind die Spezialisten oft nur
auf eine Pflanze angewiesen. Und deren Futter- oder Nektarpflanzen kommen in diesen Mischungen nicht vor. So erfreut sich nur unsere Honigbiene und ein paar wenige Falterarten über diese
Blühstreifen. Aber immer noch besser, als gar kein Blühstreifen!!
Die Wildblumenwiese
Um eine dauerhafte, aus heimischen Pflanzen (Stauden) bestückte Blühwiese im Garten oder Freiland anzulegen bedarf es schon ein bisschen mehr an Vorwissen, Pflanzenkenntnissen, Erfahrung und vor
allem …Geduld!
Eine Wildblumenwiese besteht oft aus Blumen- und Gräseranteilen.
Um die Artenvielfalt der Mischungen nachhaltig zu gewährleisten, müssen Wildblumenwiesen mind. 2 x pro Jahr geschnitten werden. In diesem Punkt unterscheiden sie sich von den Säumen. Diese
werden nur einmal pro Saison geschnitten und haben auch oft keine Grasanteile. Eine Wildblumenwiese ist aber auch deutlich belastbarer als ein Saum. Wer also seinen Rasen in eine
Wildblumenwiese umwandeln möchte, ist mit solch einer Mischung gut bedient. An Möglichkeiten, eine intensiv genutzte Rasenfläche in eine Blühwiese zu verwandeln, gibt es viele. Es hängt von
vielen Faktoren ab (Bestand, Standort, Bodenverhältnis etc.), auf die ich hier im Einzelnen nicht weiter eingehen möchte.
Das Saatgut kann von verschiedenen zertifizierten Saatgutfirmen bezogen werden.
Ein wichtiger Grundsatz gilt für fast alle Wildblumenwiesen und Säume. Je Nährstoffärmer der Boden, umso Artenreicher die Blumenwiese. Auf einem fetten (Nährstoffreichen) Standort bestimmen nur
ganz wenige Arten das Bild. Die Starkwüchsigen verdrängen schnell die schwachwüchsigen Arten. Gegebenenfalls sollte der Boden abgemagert werden.
Bei der Auswahl der Mischungen spielt der Standort und die Bodenart eine wichtige Rolle. Für die freie Landschaft dürfen nur ausgewählte Mischungen verwendet werden, während Im
innerstädtischen Bereich die Auswahlmöglichkeiten deutlich größer ist . Es besteht auch die Möglichkeit, sich eine eigene, speziell auf den Standort und die eigenen Bedürfnisse, angepasste
Mischung zusammenstellen zu lassen. Hierfür ist aber ein fundiertes Pflanzenwissen notwendig.
Um einen zusätzlichen Nährstoffeintrag zu vermeiden, sollte die Mahd immer abgeführt werden und auf gar keinen Fall gemulcht werden. Auch eine Düngung, wie sie bei einem Zierrasen erforderlich
ist, entfällt hier! Je nach Bodenverhältnissen und „Unkrautdruck“, sind sogenannte Schröpfschnitte erforderlich, um auch den schwächer wachsenden Pflanzenarten eine Chance zu geben, sich
durchsetzen zu können. Für die Bestimmung des Schnitteitpunkts und der Schnitthöhe bedarf es ein wenig Erfahrung.
Die Säume
Säume bestimmen in der Natur die Fläche zwischen Waldrand und Wiese. Wir unterscheiden hier den sonnenzugewandten und den
sonnenabgewandten Saum. In beiden Fällen sind es oft trockene Standorte, auf die sich die verschiedenen Pflanzenarten spezialisiert haben.
Für „Einsteiger“ bzw. Laien eignen sich Säume besonders, da sie so gut wie keine Pflege benötigen, außer an nährstoffreichen Standorten. Hier ist das Wachstum so stark, dass die Stauden umkippen
und die Gefahr, dass sie sich selbst ersticken sehr hoch ist. Hier ist ein Rückschnitt dann unumgänglich. Um das zu vermeiden, empfiehlt sich eine Bodenprobe um den Nährstoffgehalt festzustellen,
um dann gegebenenfalls abzumagern.
Das Anlegen einer Blühwiese (Neuanlage) oder eines Saums.
Bestimmen Sie zunächst die Bodenart
(Sand, lehmiger Sand, sandiger Lehm, Ton…) und lassen mit Hilfe einer Bodenprobe den Nährstoffgehalt (Stickstoff) bestimmen.
Je schwerer (lehmiger) der Boden umso nährstoffreicher ist er in der Regel.
Bei nährstoffreichen Böden empfehle ich immer eine Abmagerung vorzunehmen. Dazu scharfen Sand (Wesersand Körnung 0 – 4) auf der Fläche verteilen und einfräsen.
Der ph-Wert sollte zwischen 6 und 7 sein (neutral bis alkalisch)
Ganz Wichtig …der Boden muss frei von Wurzelunkräutern wie (z.B. Quecke, Giersch, Ackerschachtelhalm…)sein, da diese Unkräuter auf Grund ihres massiven Wachstum das Keimen der
Wildblumen verhindern würden Da fast alle Wildblumen Lichtkeimer sind, sollte das Saatbett feinkrümelig sein, damit die Saat nicht in dunkle „Bodenrillen“ versinkt. Eine
feinkrümelige Struktur erreichen Sie am besten durch fräsen und eventuelle mit einer Rüttelegge oder Krümlerwalze nacharbeiten. Anschließend erstellen Sie ein Planum und bringen das Saatgut aus.
Da i.d R. nur eine Aussaatmenge von 2 – 3 g/m² notwendig ist, sollten Sie das Saatgut mit einem Füllstoff (z.B. Quarzsand oder geschroteter Mais) strecken, um eine
gleichmäßige Verteilung des Saatguts zu gewährleisten. Saatgut nicht einharken sondern gleich nach der Aussaat anwalzen.
Nachdem das Saatgut einmal befeuchtet war, sollte es 4 – 6 Wo. lang nicht austrocknen.
Wässern Sie am besten in den Morgenstunden so ausreichend, dass der Boden tagsüber nicht komplett austrocknet! An heißen Tagen sind mind. zwei Bewässerungsgänge nötig.
Das Saatgut benötigt einen deutlich längeren Zeitraum zum Keimen (mind. 4 Wo.) als z.B. Zierrasensaatgut. Und das Wildblumensaatgut keimt ganz unterschiedlich. So sind darunter
auch Pflanzen, die z.B. erst Bodenfrost benötigen, damit der Keimvorgang startet.
Daran kann man schon erkennen, dass solch eine Blühwiese unsere Geduld herausfordert.
Die besten Aussaatzeiten sind Febr. bis Mai und September bis Oktober.
Die Pflege nach dem Auflaufen der Keimlinge ist besonders wichtig. Hierfür sind gute Pflanzenkenntnisse und Erfahrung unerlässlich um „Böse“ von guten „guten“ Pflanzen zu unterscheiden. An
diesen Punkt empfehlen wir unsere Fertigstellungspflege. Hier übernehmen wie die Entwicklungspflege Ihrer Wiese für die ersten zwei Vegetationsperioden! Ideal ist, wenn Sie bei jeden Pflegegang
uns über die Schulter schauen, denn dadurch machen wir Sie fit für die eigenständige Pflege ihrer neuen Wiese. Denn bei richtiger Pflege haben Sie viele Jahre Freude an der Wildblumenwiese, die
Ihnen jedes Jahr ein neues Gartenbild hervor zaubert!
Umwandlung eines Zierrasens zu einer Blühwiese
Es gibt auch die Möglichkeit einen Zierrasen in eine Wildblumenwiese umzuwandeln, ohne dass dieser komplett untergefräst und neu eingesät
wird.
Diese Methode bietet sich besonders für große Grünflächen an, wo eine Neueinsaat zu teuer wäre. Für diesen Entwicklungszyklus bedarf es deutlich mehr Geduld, da sich dieser Prozess über
mehrere Jahre erstreckt.
Durch die Änderung der Mähintervalle und des nachhaltigen Nährstoffentzugs entwickelt sich auch hier eine dauerhafte, mit regionalen heimischen Wildstauden bestückte Blühwiese.
Eine fachliche Betreuung zur Feststellung der Entwicklung und der Schnittzeitpunkte ist auch hier zu empfehlen!
Wir beraten Sie gerne und ausführlich zu diesen Themen! Tel.: 05235 - 50 94 333