Funktionelle Pflanzungen

Wer kennt sie nicht, die wunderschön anmutenden Bilder von Staudenbeeten und anderen Pflanzungen in den bekannten Gartenzeitschriften und Gartenbüchern. 

Sie zeigen Momentaufnahmen von Pflanzungen in Ihrer Blühhochphase.

Würden Sie diese Pflanzungen eins zu eins auf Ihren Garten übertragen, so würden sie schon nach ca. 5 – 6 Jahren die ersten Einbrüche erleben. Denn schon nach vier Jahren müsste der erste intensive Pflegedurchgang durchgeführt werden. Warum? 

Damit bestimmte Kulturstauden dauerhaft funktionieren, müssen sie ca. alle vier bis fünf Jahre aufgenommen, geteilt und wieder neu eingesetzt werden. Nur so bleiben diese Stauden jung und agil. 

Unterbleibt diese Teilung, altern diese recht schnell und der Blütenflor entwickelt sich schnell zurück. 

Das Traumbild aus der Gartenzeitschrift entpuppt sich also schon nach kurzer Zeit als ein sehr pflegeintensives Projekt.

 

Besonders in den öffentlichen Grünflächen werden immer wieder neue Kreationen ausprobiert, dessen Versagen in den meisten Fällen schon vorprogrammiert ist, solange hier mit Kulturstauden und Ziergehölzen gearbeitet wird die eine langen Züchtungsweg hinter sich haben. 

Was sind denn eigentlich Kulturstauden und Ziergehölze, werden Sie sich jetzt sicherlich fragen? 

Das sind Pflanzen, die ursprünglich aus einer Wildform entstammen, aber durch menschliche Züchtung in Ihrer Blütenform und Farbe, in ihrer Blattform und Farbe, in der Größe der Frucht und noch so manches mehr, dem menschlichen Empfinden nach immer größeren und bunteren Formen und Farben, angepasst wurden. 

Durch diese stetige Weiterzüchtung haben viele dieser Pflanzen ihre Lebenskraft, ihre Lebensfreude verloren. 

Viele sind steril, das heißt sie setzen keine Samen mehr an und können sich so auch nicht mehr fortpflanzen. Sie altern früher und sterben frühzeitig ab, wenn denn der Gärtner nicht künstlich eingreift. Und das wiederum entspricht keineswegs dem allgemeinen Wunsch nach einem pflegeleichten Garten. 

Das starre Bild, was so mancher Landschaft- und Gartenplaner entwirft, ist nur mit einer intensiven und teuren Pflege nachhaltig.

 

Ich selbst habe diese Bilder jahrelang entworfen und auch umgesetzt, immer wieder neue Konstellationen überlegt.

Immer mit dem Gedanken, Pflanzungen zu entwickeln, die ohne großen Pflegeaufwand über Jahre überdauern. 

Leider ohne Erfolg. 

Erst durch das Umschwenken, weg  von den Kulturpflanzen hin zu den Wildpflanzen, konnte ich mein Ziel erreichen.Nämlich nachhaltige dynamische Pflanzungen mit geringer Pflegeintensität. 

Und der Unterschied ist recht einfach. 

 

Wir müssen weg von den starren Bildern!  Die Pflanze bestimmt selbst, wo für sie der ideale Standort zum Wachsen ist. 

Wir Gärtner legen dies nur ungefähr fest und gestalten bestimmte Standorte durch den Einbau bestimmter Substrate  (nährstoffarm, nährstoffreich, trocken, feucht etc.)  

In einer naturnahen Pflanzung hat also die Pflanze noch ein Selbstbestimmungsrecht, die Bilder sind in ihrer Entwicklung dynamisch.

   

Hier bilden die Pflanzen durch Selbstaussaat jedes Jahr ein neues Bild, wenn man sie denn lässt. Hier ist die Dynamik gewollt, denn nur dadurch bleibt Ihr Garten agil und jung. Altes stirbt ab, junges kann sich neu etablieren. 

Und vor allem ohne dass sie etwas dazu beitragen müssten. Vielleicht ein bisschen lenkend eingreifen, dort wo bestimmte Pflanzen zu dominant werden und so die Vielfalt auf Dauer gefährdet wäre.

 

Wildstauden und Wildgehölze sind keine Sensibelchen! Länger andauernde Trockenheit, wie wir sie in den vergangenen  Sommern immer  wieder erleben, überstehen diese Pflanzen deutlich leichter als Ihre weiter kultivierten Verwandten. Auch eine längere Abwesenheit ihres pflegenden Gärtners ist für sie kein Problem.

 

Und noch ein ganz wichtiger Aspekt spielt bei der Verwendung von heimischen Wildpflanzen eine entscheidende Rolle. Die heimische Insektenwelt dankt es Ihnen, wenn Sie ihre schon stark reduzierten Futterpflanzen wieder im Garten etablieren. Damit sichern Sie das Überleben von so mancher vom Aussterben bedrohtenTierart! 

Dadurch, dass sich immer mehr selten gewordene Insekten, Vögel und Reptilien in Ihrem Garten ansiedeln, wird  sich dieser zu einem ganz besonderen Erlebnisort entwickeln. Nicht nur für die Kinder!!

 

Also, pflanzen Sie Tiere! 

Wir helfen Ihnen gerne dabei. 

Matthias Lang 

Natur & Design

Wiesenimpressionen

Wiese ist nicht gleich Wiese

Unsere Böden sind mit dem wichtigsten Pflanzennährstoff Stickstoff, mehr als gesättigt.
Der Eintrag erfolgt durch die intensive und industrialisierte Landwirtschaft, aber auch durch die vielen Stickoxide die wir Menschen in die Luft blasen. Denn diese werden mit den Regen als Stickstoff aus der Luft ausgewaschen und landen als zusätzlichen „Cocktail“ in unseren Böden. Das hat zur Folge, dass es kaum noch nährstoffarme Standorte gibt und die Pflanzen, die sie sich auf diese nährstoffarmen Standorte spezialisiert haben, vom Aussterben bedroht sind. Das wiederum setzt einen Kreislauf in Gang, was eine radikale Reduktion der Biodiversität zur Folge hat. Denn umso nährstoffreicher ein Boden ist, umso weniger Pflanzenarten siedeln sich dort an. Und damit einhergehend, reduziert sich auch das Insektenreichtum. Das ist mit ein Grund für das momentane rasante Artensterben.
Um das Nahrungsangebot für unsere heimischen Insekten schnell und nachhaltig zu verbessern, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich Ihnen nachfolgend gerne erläutern möchte.
Wir unterscheiden folgende Begrifflichkeiten;
Blühstreifen, Wildblumemwiese und Säume. 

Wir beraten Sie gerne und ausführlich zu diesem Thema! Tel.: 05235 - 50 94 333


Die Blühstreifen

Diese findet man i.d.R. an den Rändern der landwirtschaftlichen Äcker oder auf kommunalen Grünflächen. Bei diesen Blühstreifen handelt es sich um ein Förderprogramm der EU. Ein Landwirt, der sich für so einen Blühstreifen entscheidet, bekommt entsprechende Ausgleichszahlung für den „Verlust“ der Fläche, auf die er dann keine Nutzpflanzen anbauen kann.
Diese Blühstreifenmischungen bestehen i.d.R. aus einjährigen Blühpflanzen. Einjährig bedeutet, diese Pflanzen wachsen und blühen innerhalb einer Vegetationsperiode und sterben anschließend ab. Zuvor setzen – zumindest einige von Ihnen- Samen an und dieser könnte dann in der nachfolgenden Vegetationsperiode wieder keimen, wachsen und blühen.
Sofern der Boden nicht vorher bearbeitet wird.  Denn auf dem Äckern werden diese Blühstreifen nach dem Abernten der benachbarten Nutzpflanzen gleich mit  untergepflügt. Auf den kommunalen Grünflächen wird diese Praxis leider auch oft so praktiziert. Und weil diese Blühstreifen jedes Jahr auf´s neue etabliert und nach dem Abblühen wieder gefräst bzw. gepflügt werden, kann sich hier keine Ökologie aufbauen.
Ein weiterer Nachteil dieser fürs  menschliche Empfinden gemischten  schönen bunten Mischungen,  ist deren sehr geringer Anteil an heimischen Wildstauden. Unter unseren heimischen Insekten gibt es sogenannte Generalisten und Spezialisten. Während die Gruppe der Generalisten nicht sehr wählerisch sind bei der Auswahl Ihrer Futterpflanzen, so sind die Spezialisten oft nur auf eine Pflanze angewiesen. Und deren Futter- oder Nektarpflanzen kommen in diesen Mischungen nicht vor. So erfreut sich nur unsere Honigbiene und ein paar wenige Falterarten über diese Blühstreifen. Aber immer noch besser, als gar kein Blühstreifen!! 


Die Wildblumenwiese

Um eine dauerhafte, aus heimischen Pflanzen (Stauden) bestückte Blühwiese im Garten oder Freiland anzulegen bedarf es schon ein bisschen mehr an Vorwissen, Pflanzenkenntnissen, Erfahrung und vor allem …Geduld!
Eine Wildblumenwiese besteht oft aus Blumen-  und Gräseranteilen.
Um die Artenvielfalt  der Mischungen nachhaltig zu gewährleisten, müssen Wildblumenwiesen mind. 2 x pro Jahr geschnitten werden. In diesem Punkt unterscheiden sie sich von den Säumen. Diese werden nur einmal pro Saison geschnitten und haben auch oft keine Grasanteile.  Eine Wildblumenwiese ist aber auch deutlich belastbarer als ein Saum. Wer also seinen Rasen in eine Wildblumenwiese umwandeln möchte, ist mit solch einer Mischung gut bedient. An Möglichkeiten, eine intensiv genutzte Rasenfläche in eine Blühwiese zu verwandeln, gibt es viele. Es hängt von vielen Faktoren ab (Bestand, Standort, Bodenverhältnis etc.), auf die ich hier im Einzelnen nicht weiter eingehen möchte.
Das Saatgut kann von verschiedenen zertifizierten Saatgutfirmen bezogen werden.  
Ein wichtiger Grundsatz gilt für fast alle Wildblumenwiesen und Säume. Je Nährstoffärmer der Boden, umso Artenreicher die Blumenwiese. Auf einem fetten (Nährstoffreichen) Standort bestimmen nur ganz wenige Arten das Bild. Die Starkwüchsigen verdrängen schnell die schwachwüchsigen Arten. Gegebenenfalls sollte der Boden abgemagert werden.
Bei der Auswahl der Mischungen spielt der Standort und die Bodenart eine wichtige Rolle. Für  die freie Landschaft dürfen nur ausgewählte Mischungen verwendet werden, während Im innerstädtischen Bereich die Auswahlmöglichkeiten deutlich größer ist . Es besteht auch die Möglichkeit, sich eine eigene, speziell auf den Standort und die eigenen Bedürfnisse, angepasste Mischung zusammenstellen zu lassen. Hierfür ist aber ein fundiertes Pflanzenwissen notwendig.
Um einen zusätzlichen Nährstoffeintrag zu vermeiden, sollte die Mahd immer abgeführt werden und auf gar keinen Fall gemulcht werden. Auch eine Düngung, wie sie bei einem Zierrasen erforderlich ist, entfällt hier! Je nach Bodenverhältnissen und „Unkrautdruck“, sind sogenannte Schröpfschnitte erforderlich, um auch den schwächer wachsenden Pflanzenarten eine Chance zu geben, sich durchsetzen zu können. Für die Bestimmung des Schnitteitpunkts und der Schnitthöhe bedarf es ein wenig Erfahrung.



Die Säume

Säume bestimmen in der Natur die Fläche zwischen Waldrand und Wiese. Wir unterscheiden hier den sonnenzugewandten und den sonnenabgewandten Saum. In beiden Fällen sind es oft trockene Standorte, auf die sich die verschiedenen Pflanzenarten spezialisiert haben.
Für „Einsteiger“ bzw. Laien eignen sich Säume besonders, da sie so gut wie keine Pflege benötigen, außer an nährstoffreichen Standorten. Hier ist das Wachstum so stark, dass die Stauden umkippen und die Gefahr, dass sie sich selbst ersticken sehr hoch ist. Hier ist ein Rückschnitt dann unumgänglich. Um das zu vermeiden, empfiehlt sich eine Bodenprobe um den Nährstoffgehalt festzustellen, um dann gegebenenfalls abzumagern. 


Das Anlegen einer Blühwiese (Neuanlage) oder eines Saums.

Bestimmen Sie zunächst die Bodenart (Sand, lehmiger Sand, sandiger Lehm, Ton…) und lassen mit Hilfe einer Bodenprobe den Nährstoffgehalt (Stickstoff) bestimmen.
Je schwerer (lehmiger) der Boden umso nährstoffreicher ist er in der Regel.
Bei nährstoffreichen Böden empfehle ich immer eine Abmagerung vorzunehmen. Dazu scharfen Sand (Wesersand Körnung 0 – 4) auf der Fläche verteilen und einfräsen.   
Der ph-Wert sollte zwischen 6 und 7 sein (neutral bis alkalisch)
Ganz Wichtig …der Boden muss frei von Wurzelunkräutern wie (z.B. Quecke, Giersch, Ackerschachtelhalm…)sein, da diese Unkräuter auf Grund ihres massiven Wachstum das Keimen der Wildblumen verhindern würden  Da fast alle Wildblumen Lichtkeimer sind, sollte das Saatbett feinkrümelig sein, damit die Saat nicht in dunkle „Bodenrillen“ versinkt. Eine feinkrümelige Struktur erreichen Sie am besten durch fräsen und eventuelle mit einer Rüttelegge oder Krümlerwalze nacharbeiten. Anschließend erstellen Sie ein Planum und bringen das Saatgut aus. Da i.d R. nur eine Aussaatmenge von 2 – 3 g/m² notwendig ist, sollten Sie das Saatgut mit einem Füllstoff (z.B. Quarzsand oder geschroteter Mais)  strecken, um eine gleichmäßige Verteilung des Saatguts zu gewährleisten. Saatgut nicht einharken sondern gleich nach der Aussaat anwalzen.
Nachdem das Saatgut einmal befeuchtet war, sollte es 4 – 6 Wo. lang nicht austrocknen.
Wässern Sie am besten in den Morgenstunden so ausreichend, dass der Boden tagsüber nicht komplett austrocknet! An heißen Tagen sind mind. zwei Bewässerungsgänge nötig.
Das Saatgut benötigt einen deutlich längeren  Zeitraum zum Keimen (mind. 4 Wo.)  als z.B. Zierrasensaatgut. Und das Wildblumensaatgut keimt ganz unterschiedlich. So sind darunter auch Pflanzen, die z.B. erst Bodenfrost benötigen, damit der Keimvorgang startet.
Daran kann man schon erkennen, dass solch eine Blühwiese unsere Geduld herausfordert.
Die besten Aussaatzeiten sind Febr. bis Mai und September bis Oktober.
Die Pflege nach dem Auflaufen der Keimlinge ist besonders wichtig. Hierfür sind gute Pflanzenkenntnisse und Erfahrung unerlässlich um „Böse“ von guten „guten“ Pflanzen zu unterscheiden. An diesen Punkt empfehlen wir unsere Fertigstellungspflege. Hier übernehmen wie die Entwicklungspflege Ihrer Wiese für die ersten zwei Vegetationsperioden! Ideal ist, wenn Sie bei jeden Pflegegang uns über die Schulter schauen, denn dadurch machen wir Sie fit für die eigenständige Pflege ihrer neuen Wiese. Denn bei richtiger Pflege haben Sie viele Jahre Freude an der Wildblumenwiese, die Ihnen jedes Jahr ein neues Gartenbild hervor zaubert!


Umwandlung eines Zierrasens zu einer Blühwiese

 

Es gibt auch die Möglichkeit einen Zierrasen in eine Wildblumenwiese umzuwandeln, ohne dass dieser komplett untergefräst und neu eingesät wird.
Diese Methode bietet sich besonders für große Grünflächen an, wo eine Neueinsaat zu teuer wäre.  Für diesen Entwicklungszyklus bedarf es deutlich mehr Geduld, da sich dieser Prozess über mehrere Jahre erstreckt.
Durch die Änderung der Mähintervalle und des nachhaltigen Nährstoffentzugs entwickelt sich auch hier eine dauerhafte, mit regionalen heimischen Wildstauden bestückte Blühwiese.
Eine fachliche Betreuung zur Feststellung der Entwicklung und der Schnittzeitpunkte ist auch hier zu empfehlen! 

Wir beraten Sie gerne und ausführlich zu diesem Thema! Tel.: 05235 - 50 94 333